Die postpartale Depression oder psychische Störungen rund um Schwangerschaft und Mutterschaft sind keine Seltenheit. Bei etwa 15-20 Prozent aller Mütter tritt innerhalb des ersten Jahres nach der Entbindung eine sogenannte postpartale Depression (Wochenbettdepression) auf. Bei einer von tausend Müttern sogar eine sogenannte Wochenbettpsychose.
Die Dunkelziffer ist hoch. Einer der Hauptgründe ist der, dass die betroffenen Mütter oft nicht über Ihre negativen Gefühle reden, aus Scham und Angst vor den Reaktionen aus dem Umfeld. Ein weiterer Grund ist leider immer noch mangelnde Diagnostik und Versorgung der betroffenen Mütter. Es gibt zu wenig gut ausgebildetes Fachpersonal und zu wenige geeignete Anlaufstellen.
Aufklärung! Aufklärung! Aufklärung! Wir möchten mit unserem Projekt „Postpartale Depression“ auf das Leid der erkrankten Mütter aufmerksam machen und sie und ihre Angehörigen unterstützen sowie über die Symptomatik, die Behandlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote informieren. Ziel ist es, bereits im Vorfeld einer Geburt Eltern und Fachkräfte für die Thematik zu sensibilisieren, um frühzeitig eingreifen zu können.
Auf dieser Seite finden Sie einen Informationsflyer, den sie downloaden oder bei unseren Publikationen in Papierform bestellen können.
In Videos wird die Erkrankung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet: Ein betroffenes Ehepaar spricht über die schwere Zeit nach der Geburt, in der die Mutter an einer postpartalen Depression erkrankt war.
Die betroffene Mutter, Autorin und psychologische Beraterin Britta Scheufens, erläutert u.a. den Unterschied zwischen Babyblues, postpartaler Depression und postpartaler Psychose sowie die Symptomatik, Behandlungs- und Hilfemöglichkeiten.
Und schließlich spricht Aline Middeldorf, Hebamme in Köln, über ihre Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen während und nach der Schwangerschaft.
Wenn Sie selbst glauben, dass Sie von einer postpartalen Depression betroffen sind, oder wenn Sie als Angehörige vermuten, Ihre Frau / Partnerin / Freundin könnte an einer postpartalen Depression erkrankt sein, können Sie in einem ersten Schritt mit dem EPDS (Edinburgh Postnatale Depression Scale)-Fragebogen herausfinden, ab Ihre Vermutungen realistisch sind. Hier geht es zum Link des Fragebogens auf der Webseite des Vereins Schatten und Licht e.V.
Auf unseren Seiten finden Sie außerdem eine Liste mit Einrichtungen und Anlaufstellen, die bei postpartaler Depression Hilfestellung leisten und ein Verzeichnis mit weiterführender Literatur.
Psychische Belastungen in Schwangerschaft und Stillzeit. Eine Neuerscheinung aus dem Schattauer-Verlag.
Univ.-Prof. Dr. med. Eva Maria Meisenzahl, Dr. rer. Hum. Veronika Stegmüller und Nicole Gerbig (Diplom-Psychologin und psychologische Psychotherapeutin)
Im Rahmen meiner Projektarbeit für den Bundesverband zur postpartalen Depression, hatte ich die Möglichkeit das Buch „Psychische Belastungen in Schwangerschaft und Stillzeit“ zu rezensieren, was ich hiermit mit Freuden tue.
Die drei Autorinnen Eva Meisenzahl (Prof. Dr. med., Direktorin der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie der Heinrich-Heine-Universität, sowie Chefärztin am LVR-Klinikum Düsseldorf), Veronika Stegmüller (Dr. rer. biol. hum., Psychologin und psychologische Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie in eigener Praxis in München) und Nicole Gerbig (Diplom-Psychologin und psychologische Psychotherapeutin (Verhaltenstherapie)), beschäftigt sich am LVR-Klinikum Düsseldorf mit vielfältigen psychischen Störungen in Einzel- und Gruppensettings), haben ein Manual für Gruppen- und Einzelsettings erstellt. Das Buch ist im Jahr 2021 beim Schattauer Verlag erschienen.
Das Manual besteht aus 18 vollständig ausgearbeiteten Modulen und richtet sich an Fachleute, die mit Schwangeren und/ oder Müttern arbeiten, die erste Anzeichen oder bereits moderate Belastungserscheinungen zeigen. Die einzelnen Module behandeln unter anderem Themen wie die Veränderung in der Schwangerschaft und Stillzeit, Wirkung von Antidepressiva, Hilfreiche Tages- und Wochenstrukturierungen für psychisch erkrankte Mütter, die Depression und wie man aus dieser wieder herausfinden kann, die „Perfektionismusfalle“, Ängste in Schwangerschaft und Stillzeit, sowie das Innere Kind kennenlernen.
Bereits beim Aufschlagen des Inhaltsverzeichnisses, welches entsprechend die einzelnen Unterpunkte der 18 Module aufführt, ist ein klar strukturiertes Konzept zu erkennen. Schnell stellte ich beim Lesen fest, dass die einzelnen Module sehr detailliert und in einfacher Sprache dargelegt wurden. Es ist so formuliert, dass auch nicht medizinische Fachkräfte, wie zum Beispiel Berater oder Sozialarbeiter, schnell einen Zugang zu diesem Konzept finden können. Jedes Modul, beziehungsweise jeder Sitzungsablauf, ist klar gegliedert, so dass mit dem Konzept eins zu eins gearbeitet werden kann. Vom „Anfangsblitzlicht“ über die Wiederholung der letzten Stunde, der Informationsvermittlung, Anregungen und Übungen in der Gruppe, Aufgaben für zu Hause, sowie dem „Abschlussblitzlicht“, ist eine klare und übersichtliche Struktur der Module gegeben.
Neben wortwörtlichen Zitaten, wie man bestimmte Dinge innerhalb der Gruppe als Leiter formulieren kann, gibt es den Onlinezugriff auf sämtliche Arbeitsblätter und Materialen frei zugänglich über einen Link, der im Buch aufgeführt ist.
Mein erster Eindruck beim Aufschlagen des Buches war der, dass dies genau das sein könnte, was ich mir im Umgang und in der Behandlung mit psychisch kranken Müttern immer gewünscht habe. Und dieser Eindruck hat sich beim weiteren Lesen bestätigt. Ein Leitfaden für Menschen, die Müttern in dieser extrem schwierigen Lage ihres Lebens unterstützen und begleiten möchten. Doch oft fehlte das entsprechende Handlungskonzept. Ich würde hier soweit gehen zu behaupten, dass die Autoren in meinen Augen einen kleinen Meilenstein für die Behandlung und Unterstützung für Mütter mit psychischen Störungen rund um Schwangerschaft und Geburt geschaffen haben. Ein schlüssiges und leicht zu verstehendes Konzept mit dem schnell geholfen werden kann.
Ich kann dieses Buch nur allen ans Herz legen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Mütter mit psychischen Erkrankungen zu begleiten, zu behandeln und zu unterstützen.
Titel: Psychische Belastungen in Schwangerschaft und Stillzeit
Autoren: Univ.-Prof. Dr. med. Eva Maria Meisenzahl, Dr. rer. Hum. Veronika Stegmüller und Nicole Gerbig (Diplom-Psychologin und psychologische Psychotherapeutin)
Herausgeber: Schattauer Verlag; 1. Auflage
Erscheinungsjahr: 2021
Broschiert: 248 Seiten
ISBN 10: 2608400621
ISBN 13: 978-3608400625
Preis: 34,99 EUR (Kindle); 35,00 EUR (Taschenbuch)